Treffen der SPD Laufen mit Dr. Felix Müller zur Verbesserung der Wohnungsbaupolitik für die Stadt Laufen

10. März 2020

Die Ortsvorsitzende Silke Spitzauer und Stadtratskandidatin Gabriele Hirche trafen sich mit Dr. Felix Müller (Gemeindebürger der Stadt Laufen, Finanzabteilungsleiter der drittgrößten gemeinnützigen Wohnbauvereinigung Österreichs BWSG und ehemals zuständiger Referent im Wohnbauressort der Stadt Wien für Wohnbauforschung) zum Informationsaustausch für eine verbesserte Wohnungsbaupolitik der Stadt Laufen.

Das Thema Wohnen ist in der Stadt Laufen von zentraler Bedeutung, insbesondere wenn man sich die Liste der Personen ansieht, die entweder eine Wohnung oder ein Grundstück für die Errichtung eines Einfamilienhauses suchen. Wohnen umfasst allerdings mehr Bereiche, als man in einer Schnellanalyse dieser beiden Werte glauben möchte. Wohnbedarf besteht auch für Jungbürger, die erstmals eine eigene Wohnung suchen, für potentielle Zuziehende oder Laufener, die wieder in ihrer Heimat zurückkommen wollen. Aber auch ältere Menschen, die von ihrem eigenen Haus in ein betreutes Wohnen oder in Folge in ein Senioren- bzw. Pflegeheim ziehen wollen oder müssen, haben Wohnbedarf der berücksichtigt werden muss.

Als wäre die Thematik Wohnen im Zeitlauf der wechselnden Bedürfnisse im Laufe eines Lebens nicht schon kompliziert genug, verschärfen weitere Wünsche und Interessen zusätzlich die Problemlage. Einerseits korrespondieren Träume und Ansprüche, die Leute beim Wohnen haben, nicht mit ihren finanziellen Möglichkeiten und mit dem wirklichen Bedarf. So braucht beispielsweise in Wien die städtische Wohnberatung, die allen Bürgerinnen der Stadt zur Verfügung steht, die Hälfte der Beratungszeit, dafür, um die Wohnwünsche auf die realen Bedürfnisse und die finanziellen Möglichkeiten anzupassen. Doch diese Zeit ist eine gut investierte, denn es macht keinen Sinn, wenn sich die Bürger von Immobilienmaklern oder Wohnzeitschriften in unleistbare finanzielle Belastungen hineintheatern lassen oder sich einen überdimensionierten Wohnraum schaffen, der ihnen später wie ein Klotz am Bein hängt.

Nicht in jeder Lebenssituation ist Eigentum und ein großes Haus die richtige Lösung. Für gutverdienende Familien mit jungen Kindern und einem planbaren Einkommen kann diese Option genau passen. Für andere wiederum, die beruflich mobil sein wollen oder müssen, Alleinstehende, oder Ältere kann es viel klüger sein, sich für eine kleinere Wohnung in Miete zu entscheiden.

Andererseits hat in den letzten zehn Jahren das Thema „Wertanlage“ viel zu viel Gewicht auf dem Immobilienmarkt bekommen. Wohnen ist allerdings wie Ernährung oder Gesundheitsversorgung ein Grundbedürfnis, das alle Mitbürger befriedigt und leistbar abgedeckt sehen wollen und kein Spekulations- und Geschäftsfeld. Das sieht die Spitzenkandidaten der SPD Laufen, Gabriele Hirche, richtig indem sie sagt, dass „Wohnen eine öffentliche Aufgabe ist, und die Gemeindeverwaltung die folgenden Aspekte stärker in den Vordergrund rücken muss:

Umwandlung von Ackerland in Bauland:

Bei der Wertsteigerung von Grund und Boden durch Umwandlung in Baugebiet sind auch soziale Grundsätze angemessen zu berücksichtigen. (Verfassung des Freistaates Bayern, Artikel 161-2: „Steigerung des Bodenwertes, die ohne besonderen Arbeits- oder Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutzbar zu machen“) Dazu sagt Hans Jochen Vogel, 93, ehemals Bürgermeister in München, Bundesbauminister, Bundesjustizminister, SPD-Vorsitzender: „Wir brauchen eine neue Bodenordnung, nur dann wird auch Wohnen wieder bezahlbar“

Im Salon im Café Luitpold wurde am 20. November 2019 Hans-Jochen Vogel’s neues Buch vorgestellt, in dem er dazu aufruft, der ungebremsten Zockerei mit Grundstücken Einhalt zu gebieten. Boden ist keine beliebige Ware und im Umgang mit ihm muss das Gemeinwohl die Regeln des Marktes zurückdrängen, plädiert der 93-jährige Politiker.

Konkrete Vorgaben für neue Baugebiete:

Für neu Baugebiete müssen durch differenzierte Planungsvorgaben den individuellen Bedürfnissen der Menschen Rechnung getragen werden und berücksichtigen, dass sich die Umstände und damit auch Bedürfnisse im Laufen des Lebens jedes Menschen verändern:

  • Ein- und Mehrfamilienhäuser für Familien mit Kindern
  • Kleine Wohnungen für Singles
  • Behinderten- und altersgerechte Wohnungen für Ältere
  • Mehrgenerationenhaus

Es sind klare Vorgaben für eine umweltschonende Bauweise vorzugeben z.B. für Baustoffe und Bauweise, gemeinsame Energieversorgung, Photovoltaik auf allen Dächern, Regenwassersammlung und -nutzung usw.

Durchgangsstraßen und individuelle Parkflächen mit Bodenversiegelung sind zu vermeiden, gemeinsame, optimierte Parkflächen am Rand des Baugebietes, Zufahrtswege nur für Rettungsfahrzeuge und Handwerker. Die Erschließung von neuen Baugebieten darf nicht unter dem Aspekt der Gewinnoptimierung Einzelner erfolgen. Im Vordergrund muss die Versorgung der Bürger mit bezahlbarem und lebenswertem Wohnraum stehen. Die Realisierung sollte zukünftig nur unter Einbeziehung und Leitung der örtlichen Wohnungsbaugenossenschaft Selbsthilfe Salzachkreis GmbH und möglichst unter Berücksichtigung des örtlichen Handwerks erfolgen..“

Es macht großen Sinn nach der Gemeindewahl bei der Entwicklung der Bauerwartungsgebiete, auf die die Stadt Laufen Zugriff hat – wie z.B. Leobendorf der Dammhausacker - einen visionären Wurf zu wagen. Idealerweise soll die Stadt Laufen überlegen, wie sie gemeinsam mit ihrer ortsansässigen Wohnbaugenossenschaft ein Mix aus langfristig gemeinnützig verwalteten Mietwohnraum und einem Anteil aus Eigentums- und Gartenwohnungen schafft. Durch eine höhere Bebauungsdichte könnte die Versiegelung von Grünland auf ein Minimum reduziert werden. Kein Haus sollte weniger als zwei bis drei Obergeschoße haben. Wer dieser Gedanken schockt, soll sich alte Bauernhäuser im Ort ansehen: Diese haben alle mindestens zwei Obergeschosse und daran stört sich kein Mensch und kein Denkmalschützer. Mitzuüberlegen wären auch Seniorenwohnungen, betreutes Wohnen oder kurzzeitbetreutes Wohnen. Denn erstens wollen die ortsansässigen älteren Mitbürger so lange es geht in ihrem eigenen Heim wohnen, andererseits könnte durch einen Umzug in eine kleine Wohnung dadurch ein größeres Haus für die Kinder und Enkel freiwerden, während Opa oder Oma ein paar Straßen weiter in einem Bereutem Wohnungen mehr Hilfe im Alltag und weniger Last durch das Instandhalten eines großen Hauses haben würde.“

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